“Advent”

Grüß Euch Gott,

Wer nicht empfangsbereit ist, empfängt auch nichts. Wer nicht vorbereitet ist, ist auch nicht bereit. Und wer nicht bereit ist, bekommt vom Wesentlichen nichts mit. Beschäftigt mit sich selbst, läuft der Mensch an den Wundern vorbei und beklagt den grauen Alltag.

Deshalb beginnt das neue Kirchenjahr nicht mit der Geburt Jesu, sondern mit einer Vorlaufzeit auf dieses Fest, dem Advent. Er ist die Ouvertüre für den Höhepunkt. Der Advent öffnet uns für das Geheimnis, das wir feiern möchten und disponiert uns auf das Kommen Gottes in die Welt. Mit dieser klaren Ausrichtung soll unser Denken, Fühlen und Handeln gebündelt werden auf ein Ziel: die Menschwerdung. Damit bekommt unser Leben eine echte Priorität und hilft uns dabei, uns im Leben nicht zu verzetteln. Ganz Mensch zu werden ist Ziel unseres Daseins.

Wie jede Vorbereitung wird auch diese Zeit durch bestimmte Grundübungen unterstützt, um fit zu sein für den Moment, in denen es gilt ganz menschlich zu sein.

  • Stille will uns helfen, uns selbst zu finden und die eigene Seele nachkommen zu lassen. Die Fähigkeit einander liebevoll zuzuhören wird geschult.
  • Das Gebet stärkt unsere Beziehung zu dem, den wir erwarten und zu denen, für die wir beten.
  • Gutes zu tun und zu teilen lockt auch in uns Gutes hervor und stiftet Frieden. So wachse ich als Mensch gemeinsam mit meinen Mitmenschen.

Dann erleben wir, dass die echte Vorbereitung immer mit der Vorfreude Hand in Hand geht. Das eine gibt es nicht ohne das andere.

Dass in unserer Gesellschaft praktisch nur noch von der Vorweihnachtszeit gesprochen wird, hat eine tiefe Bedeutung. Das Gespür für den Advent droht verloren zu gehen. Wir wollen keine Vorbereitung, keine Übungen und keinen Weg gehen. Wir wollen am Ziel sein und ernten.

Kein Wunder, dass in der Vorweihnachtszeit statt Vorfreude meist Hektik zu spüren ist. Und wenn das Fest dann da ist, wird von der ersehnten Menschlichkeit auch nicht viel sichtbar.

Ohne Advent kein Weihnachten. Ohne Schwangerschaft keine Geburt.

Ich möchte mir Zeit nehmen, mich mit dem neuen Leben, das in mir wachsen möchte in Beziehung zu setzen und auf die Regungen des Herzens zu lauschen. So wie eine werdende Mutter sich vertraut macht mit dem Kind im eigenen Leib und spricht und fühlt und in froher Erwartung dem Tag der Geburt entgegen hofft. Dann erleben wir Menschwerdung, dann ist Weihnacht.

Mit frohem Gruß

Euer Mitpilger                                                                                     Bild: Volker Krieger 

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