Aufbruch VON VOLKER KRIEGER

Führe mich

 

WORTE INNERER AUSEINANDERSETZUNG.

Mein Herr und mein Gott
gerade habe ich in der Vesper zu dir gebetet.
Ich fühle mich ruhig,
bin gesammelt und konzentriert.
Meine Gedanken, die so oft auseinander fallen,
sind gebündelt.
Die Sonne lacht und ist ein Bild für die Helle,
die ich in mir spüre.

Ich fühle,
dass einer deiner Gedanken
langsam in mir zum Durchbruch kommen will.
Noch hat er für mich keine Klarheit angenommen,
aber ich weiß,
dass du mich über meine eigenen Grenzen führen willst.
Es ist ein Schritt hinaus ins Weite, in die Freiheit.
Es ist damit aber auch ein Schritt ins Neue und Unbekannte.
Veränderung rieche ich
und weiß noch nicht, ob sie mir schmeckt.

Wenn ich merke,
dass ich mich dir einfach im Gebet weiter aussetzen soll,
flüchte ich schnell
in irgendwelche unwichtigen Wichtigkeiten
und verliere mich in oberflächliche Breite.

Wie Treibsand wirkt diese Beschäftigung
mit der eigenen Eitelkeit
und führt mich wieder von dir weg.
Sie zieht mich hinunter
in die Banalität der eitlen Selbstbespiegelung.

Das Neue, das ich spüre,
hat viel mit der Art des Betens zu tun.
Dieses Beten wird mich zu einem neuen
Lebens- und Arbeitsstil führen.

Ich merke,
dass es ein Weg in die Armut sein wird.
Ein Weg aus der eitlen, eigenen Herrlichkeit heraus
in deine Herrlichkeit.
Ein Weg,
der nicht auf den Beifall und die Anerkennung
der anderen Menschen schaut,
sondern auf Jesus Christus.

Für diese Art der Nachfolge bin ich noch nicht bereit.
Ich hänge noch an der Bestätigung durch Menschen
und an mir selbst.
Deshalb beschäftige ich mich mit dem Weg
der Nachfolge in Armut,
ohne ihn wirklich umzusetzen und selber zu gehen

Mit der Beschäftigung
kann ich anderen diesen Weg lehren
und intellektuell nahebringen,
ihn mir selbst dadurch aber vom Leibe halten.
So vertreibe ich den Heiligen Geist in mir,
indem ich ihn anderen lehre und mich mit ihm beschäftige.

Herr, lehre mich vertrauen.
Lass mich an deine Liebe glauben.
Lass mich den ungewissen Sprung in die Gewissheit wagen.

Hab Dank, Vater,
dass du dich nicht aus meinem Herzen vertreiben lässt.
Schenke mir Kraft,
mich auf meinen Gebetsschemel zu setzen und zu beten,
wenn ich wieder dabei bin,
mich durch fromme Arbeit abzusetzen.

Vater, ich spüre trotzdem Frieden in mir
und sehe dich mit freundlichen Augen auf mich blicken.

Ich will in die Tiefe und will es nicht.
Nimm mich an die Hand und führe mich.