Ein Hoch auf die Narren!

„Wer die Wahrheit sagt braucht ein schnelles Pferd.“ In diesem alten Sprichwort spiegelt sich die Erfahrung wieder, dass die Menschen die Wahrheit nicht immer hören wollen und manchmal sehr heftig auf den Verkünder der Wahrheit reagieren können. Gleichzeitig kommen die Menschen aber nicht an der Wahrheit vorbei und wissen, dass sie zu einem gelingenden Leben notwendig ist.

 

In der Geschichte hat sich immer wieder gezeigt, dass der Humor der beste Schutz für die Wahrheit ist. So entstand der Beruf des Hofnarren. Die Wahrheit wurde ins Narrenkostüm gesteckt, damit die Menschen sie ertragen konnten. Nur dem Narren war es vorbehalten am Hofe die Wahrheit zu benennen. Seine Narrheit war sein Schutz. Die Narren hatten somit eine ganz wichtige Aufgabe in der Gesellschaft. Sie waren die einzigen, die den Mächtigen den Spiegel vorhalten konnten und waren das Sprachrohr für die Wahrheit. Wenn sie jedoch zu deutlich wurden, wurde es schnell todernst. Die Konsequenzen waren dann tragisch. Mit dem Narren starb auch die Wahrheit.

 

Biblisch gesehen haben diese Aufgabe immer die Propheten wahrgenommen. Sie waren unentbehrlich für Gottes Wirken in der Geschichte. Aber für die Menschen unbequem und wenig beliebt. Propheten haben deshalb stets einen schweren Stand. Nur wenn Gott ihr Fundament ist haben sie festen Boden unter den Füßen und werden für andere zu einem Felsen. Sie haben ihr Ohr bei Gott und nehmen das Leben um sich herum aufmerksam wahr. Aus diesem Zusammenspiel erwächst ihre Botschaft, ihre Wahrheit für die Menschen.

 

Auch die Narren unserer Tage bringen uns weiter, wenn sie mit feinem Gespür das gesellschaftliche und kirchliche Leben wahrnehmen und deuten.

In diesem Sinne wird deutlich, dass Jesus der Prophet überhaupt ist. Seine Wahrheit macht frei. Er hat sein Ohr am Herzen des Vaters und wird damit zum Fürsprecher der Menschen.

 

Weil der Prophet im eigenen Land nichts zählt, darf es nicht verwundern, dass ausgerechnet fromme Menschen seine Ankläger und Richter waren. Doch die Wahrheit der Liebe Gottes geht noch tiefer. Sie wird uns offenbart am Ostermorgen. Sie heißt Vergebung und Leben durch Vergebung.

 

An dieser Torheit Gottes stoßen sich viele Menschen, doch er hat an uns einen Narren gefressen. In diesem Sinne wünsche ich mir in unserer Kirche und in der Welt viele Narren und eine wahrhaft närrische Zeit.

 

                                                                                                                                                                                     Foto: Peter Strobel in pfarrbriefservice.de

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