Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber oft gleichen Gespräche Ringkämpfen um die Deutungshoheit, um das Recht oder um die Durchsetzung eigener Interessen. Manchmal sind diese Auseinandersetzungen feine oder auch grobe Duelle der Eitelkeiten des Menschen. Sie haben immer einen faden Beigeschmack. Das Verlangen nach Überlegenheit kann damit genährt werden. Aber verloren haben eigentlich alle; nichts ist gewonnen.

Ein Gespräch, das sich in eine echte Begegnung hinein verwandelt, ist immer auch ein Geschenk. Da geht es im Letzten nicht um einen Zweck, sondern um Beziehung. Damit stiftet ein solches Gespräch Gemeinschaft und lässt alle Beteiligten aneinander und miteinander wachsen. Worte dienen dann nicht mehr nur der Informationsvermittlung, sondern sie sind eine Einladung, an der Welt des anderen teil zuhaben. Sie müssen nicht mehr auf die Goldwaage gelegt, sondern im Herzen bewegt werden. Dann können wir einander begleiten und Kraft schenken, ohne alles bis ins Detail verstanden zu haben.

Gestern hat mich eine Gruppe der Gemeindereferenten in der Pilger-Kirche besucht. Und ich durfte eine solche Begegnung erleben. Mit wachem Herzen auf den anderen lauschen und geduldig aufeinander hören lässt Gott genügend Raum, um Begegnung zu stiften. Diese alltäglichen Kostbarkeiten können einen Tag zum Guten verwandeln.

Solche Gespräche wünsche ich Ihnen, wo immer sie auch stattfinden.

Foto: Volker Krieger