„Niemand ist der Herr seines Weges, und kein Mensch hat die Macht, den Gang seiner Schritte zu bestimmen.“ Jer 10, 23. Dieser Satz trifft den selbst bestimmten und nach Unabhängigkeit strebenden modernen Menschen ins Mark. Niemand ist der Herr seines Weges.
Wenn sich aber Empörung und Trotz gelegt haben und sich der Pulverdampf verzogen hat, kehrt eine nüchterne Erkenntnis ein. Meine Schritte sind ehrlich betrachtet nie nur meine eigenen Schritte. Sie sind bestimmt von sehr vielen Faktoren. Sie sind das Ergebnis meiner Freiheit, dem Einfluss der Menschen um mich herum, dem Weltgeschehen und der vielen Sachzwänge und Abhängigkeiten, in denen ich stecke. Manche Abhängigkeiten habe ich selbst gewählt, andere sind mir zugewachsen. Der Herr meiner Schritte bin ich nicht.
Manchmal versuche ich den Lebensweg, den ich wähle und den ich zugleich geführt werde zu managen. Manchmal aber erleide ich ihn einfach nur und bin passiv.
Nun glaube ich, dass Gott der Herr meines Weges ist. Damit ist zumindest gesichert, dass kein anderer Mensch Herr meines Weges ist, und das ist sehr viel. Wenn ich aber wirklich Gott Herr über meinen Lebensweg sein lasse, dann führt mich dieser Lebensweg auch zu meinem eigenen Lebensnerv. So führt mich Gott in die Freiheit und macht mich zum Herren über mich selbst. Der Wille Gottes und der Wille des Menschen fallen dann ganz zuletzt ineinander; beide sind eins. Wo ich Diener Gottes werde, reife ich meiner Berufung und Bestimmung entgegen und werde der Herr über meinen Lebensweg.
Weil ich dabei aber nur Gott im Blick habe, sehe ich gar nicht, wie sich mein Weg dem seinen angleicht und eins wird. Mein Weg wird zu seinem, ohne dass sich frommer Stolz dazwischen drängen könnte. Indem Gott mich führt macht er mich zum Herrn meines Lebensweges, ohne dass ich es merke. Das ist Gottes wunderbare Pädagogik. Dieser Führung will ich mich gerne anvertrauen.
Euer Mitpilger Foto: Dorothea Krieger