Herbergssuche

Ein paar Jahre hat es gedauert für die Pilgerkirche ein Winterquartier von November bis Ende Februar zu finden.

Die Erfahrungen, die ich bei meiner Herbergssuche gemacht habe, waren sehr biblisch.

Noch während ich meine Bitte vorgebracht habe, haben sich manche Menschen verschlossen. Eine unsichtbare Wand hat sich zwischen uns aufgebaut, so dass sich die Herzen nicht begegnen konnten. Damit kam es auch nicht zur gegenseitigen Einkehr und ich musste weiterziehen.

Die zweite Gruppe hat mir zwar ihr Ohr geschenkt, aber schnell zu verstehen gegeben, dass kein Platz da sei. Mit dem Hinweis, es bei diesem oder jenem zu probieren, hat man mich weitergeschickt. Ich hatte den Eindruck, dass der Rat, den sie mir gaben, ihnen etwas Erleichterung verschafft hat.

Eine dritte Gruppe hat nachgesehen und überlegt, ob durch Umräumen in Hallen und Scheunen Platz zu schaffen wäre. Doch Umräumen hat sich nie als Lösung erwiesen. Am Ende war eben doch nicht mehr Raum da. Etwas traurig haben mir die Menschen Glück bei meiner weiteren Suche gewünscht.

Immer wieder habe ich spüren können, dass dort, wo Platz ist, der Wille zunimmt zu behalten und zu sammeln. Es scheint ein menschliches Urbedürfnis zu sein zu bewahren und sich abzusichern. Immer ist alles schnell wieder voll. Den Preis, den wir dafür bezahlen, ist Unbeweglichkeit. Freiheit und Spontanität gehen verloren.

Raum schaffen kann letztlich nur ein Mensch, dessen Herz mit Freude „Du“ sagt. Dann tritt das Ich mit all seinen Bedürfnissen zur Seite und gewährt dem anderen Einlass. Und ist im Herzen einmal Raum, dann gibt es auch in der materiellen Welt immer einen Platz. Das sind die Herbergen für das Leben. Eine solche Herberge habe ich gefunden. Gott sei es gedankt! Die Herberge heißt Oma Leni. Sie und ihre Tochter hatten ein Herz für mich und deshalb Raum für die Pilgerkirche.

Ich glaube, dass Gottes Suche nach einer Herberge für seinen Sohn nach dem gleichen Muster abgelaufen ist.

Natürlich habe ich mich selber in allen Gruppen wiedererkannt und glaube, dass in allen Menschen alle Verhaltensmuster lebendig sind. Manchmal verschließe ich mich gegen meinen Gott und meinen Nächsten. Manchmal schicke ich beide weiter. In anderen Momenten versuche ich umzuräumen und vergesse sie dabei, ohne wirklich Platz zu schaffen. Und dann wieder gibt es die Augenblicke, da bin ich Oma Leni. Mein Herz ist berührt und schon gibt es Platz!

Danken wir Gott für diese Begegnungen, wo wir beieinander einkehren und Gott Mensch wird; in Dir und in mir.

Euer Mitpilger

Volker Krieger

                                                                                                                                                                                                                                     Foto: Volker Krieger

Kommentare sind deaktiviert

/ Zurück zu AKTUELLES