„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“

Wir leben in verrückten Zeiten. Deshalb ist es höchste Eisenbahn, dass ich vom fünften Sinn der Seele erzähle: dem Humor.

Wenn es ernst wird, muss man Humor entwickeln. Der Ernst der Lage ist nur zu meistern, wenn man über die Situation auch lachen kann. Der Humor ist Meister, der Ernst ist nur Lehrling. Denn heitere Gelassenheit schafft den notwendigen Abstand, um richtig sehen zu können. Wer an den Ereignissen und an sich selbst zu nah dran ist, versinkt im Treibsand der eigenen Wichtigkeit.

Lachen schafft ein gesundes Fundament, weil es elastisch ist. Ernst und Wichtigkeit sind zu starr. Deshalb bekommen sie bei starken Erschütterungen Risse und fallen in sich zusammen. Spätestens wenn es tot ernst wird, sollte man sich lieber tot lachen. Natürlich könnte man jetzt behaupten: „Der hat gut lachen!“ Dem kann ich tatsächlich nur zustimmen. Aber Spaß beiseite.

Gerade in schwierigen Situationen bewahrt uns Humor davor zu platzen oder zu verzweifeln. Humor ist eine Gabe! Mitten im Dunkeln sieht er Leben und ist Lebenskraft. Deshalb kann dieses Geschenk den Menschen in Ausweglosigkeiten neue Hoffnung einhauchen oder tote Punkte in Lebendigkeit verwandeln. Humor nimmt der bedrohlichen Wirklichkeit die Spitze und verändert sie dadurch. Diese Wahrheit habe ich selbst am Kranken- und sogar am Sterbebett immer wieder erleben dürfen. Dann ging ich reich beschenkt nach Hause! Beschenkt von dem, den ich doch trösten wollte.

Ein humorvoller Mensch ist sich bewusst, dass nichts im Leben perfekt ist und entwickelt eine wohltuende Barmherzigkeit. Diese heiteren Gesellen sind sehr verträgliche Meister des Lebens. Fehler sind für sie menschlich und bilden die Grundlage für einen reichen Erfahrungsschatz. Damit bekommt das Recht auf Entwicklung und praktizierte Vergebung weiten Raum. Sie sind schlicht die beständigen Neuanfänge im Laufe des Lebens.

Aus all diesen Gründen wird in der geistlichen Begleitung  dem Pilger immer wieder der Rat mit auf den Weg gegeben, Humor zu entwickeln. Denn er ist mit dem Glauben an die Auferstehung verwandt. Stellt er doch alles Irdische unter einen letzten Vorbehalt und lacht dem Tod noch ins Gesicht. Deshalb erblüht vor allem dort der Witz, wo Ideologen wie Geier über tote Wahrheiten streiten. Aus dieser Tradition entstand auch das Osterlachen in der Auferstehungsfeier. Deshalb zähle ich den Humor zu den sieben Sinnen der Seele. Das Leerwerden ermöglicht das Staunen. Die Frucht des Staunens ist die Dankbarkeit. Diese bringt Reue hervor und wird vom Humor liebevoll umarmt.

Euer Mitpilger Volker Krieger                                                         Foto: Volker Krieger

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