„Höre, Israel“, so beginnt das wichtigste jüdische Gebet. Wenn Jesus das fleischgewordene Wort Gottes ist, dann gilt die Aufforderung zum Hören uns Christen erst recht. Unser ganzes Wesen soll ausgerichtet sein auf den, der uns entgegen eilt und zu uns spricht. So üben wir im Advent ganz Ohr zu sein. Wir sind auf Empfang mit geöffneten Sinnen, wachem Verstand und achtsamen Herzen. Sonst verpennen wir unseren Einsatz wie die schlafenden Jünger am Ölberg und gehen an unserer Berufung vorbei.
Diese Ausrichtung auf Jesus verlangt manchmal eine Neuausrichtung. Es ist gut einmal darüber nachzudenken wem ich mich gewöhnlich zu wende und welchen Aufgaben ich mich hingebe. Auf wen und was höre ich täglich? Vielleicht entdecke ich, dass ich mich umwenden sollte, um tatsächlich Jesus in den Blick zu bekommen. Die Bibel spricht dann von Umkehr.
Diese Umkehr spiegelt sich bereits in unserem Hörverhalten wieder. Kann ich den anderen ausreden lassen, und bin ich tatsächlich bei dem, was er sagt? Oder unterbreche ich den anderen und warte voll Ungeduld, dass er endlich den Mund hält und mich reden lässt.
Zum Hören, so erkenne ich schnell, gehört die Bereitschaft sich Zeit zu nehmen und sie dem anderen zu schenken. Das geht aber nur, wenn in meinem Herzen Platz und Raum dafür ist, dass nicht alles nach meinen eigenen Plänen laufen muss. Es ist die Wendung vom Ich zum Du, vom Menschen zu Gott, von meiner kleinen eigenen Welt mit meinen Ideen, meinen Plänen, meinen Sorgen, meinen Vorstellungen zur Liebe hin, die Du sagen kann.
Der Advent ist eine wunderbare Zeit, sich in die Liebe einzuüben und auf Jesus zu warten. Es ist ein Warten mit Verheißung und damit in großer Zuversicht. Dadurch wächst die Vorfreude, denn ich weiß, dass Er jeden Tag näher kommt. Schaue ich entgegen auf mich wird das Warten lang, weil schon wieder ein Tag vorüber ist, an dem er nicht gekommen ist. Somit wächst meine Ungeduld, die dann andere zu spüren bekommen.
Die Bibel sagt uns klar, dass wir eine Entscheidung treffen sollten, „wähle“, so fordert sie uns auf: Worauf willst du schauen? Auf Jesus und das kommende Reich Gottes oder deine eigene kleine Welt.
Diese Entscheidung zeigt sich im Alltag. Wähle die Stille und nicht den Lärm. Wähle die Ruhe und nicht die Hektik. Wähle das Hören und nicht das Reden. Wähle den Heiligen Geist und nicht den kleinlichen Zeitgeist. Du musst nicht alles mitmachen und überall dabei sein. Nimm dir Zeit und werde Mensch, wie Gott.
Mit frohem Gruß
Ihr Mit-Pilger
Bild: Hannah Kundmüller