Blinder Aktionismus bringt keinen Segen. Deshalb ist die Zeit der Vorbereitung und Erwartung eine biblische Grundweisheit. Gott gibt und der Mensch empfängt. Kann der Mensch nicht abwarten, verkündigt er vorschnell nur seinen eigenen Vogel und bastelt an irdischen Himmelreichen, die viel Unheil in die Welt bringen.
Achtsamkeit und Geduld gehören deshalb zur Grundhaltung derer, die Jesus nachfolgen. Den richtigen Zeitpunkt für das wunderbare Zusammenspiel zwischen Schöpfer und Geschöpf bestimmt ausschließlich der Heilige Geist. Wir sollen bereit sein. Die Zeit zwischen der Himmelfahrt Jesu und dem Pfingstfest ist eine klassische Zeit der Erwartung. Jesus legt sein Werk vertrauensvoll in die Hände seiner Geschwister und schenkt uns als Unterstützung den Heiligen Geist. Auf ihn sollen wir uns voller Vertrauen ausrichten. Sein Kommen ist der Startschuss für die Kirche. Doch was ist mit Kirche gemeint?
Jesus hat uns nicht aufgefordert Gotteshäuser aus Stein zu bauen. Schon im Alten Testament wird das kritisiert, und Jesus selbst hat die Zerstörung des Tempels vorhergesagt.
Leider haben die Menschen aus der Frohen Botschaft später wieder eine Religion gemacht und eingeführt, was Jesus um unseres Heiles willen überwunden hatte. Es wurden wieder statische Gotteshäuser gebaut. Gott wurde in Form gebracht und im Tabernakel bewacht. Nur einer bestimmten Kaste ist der Zugang gewährt. Sie verwaltet die Sakramente. Die Gleichheit der Menschen wird einer „heiligen“ Hierarchie geopfert. Den Heiligen Geist dürfen wir nicht in Strukturen und Dogmen hinein pressen. Gott sein Dank ist der Geist aus der Flasche! Und bekanntlich weht der wo er will.
Kirche darf nicht statisch gedacht werden. Sie ist Bewegung und Dynamik. Sie zeigt sich und wird offenbar, wenn Menschen liebevoll tätig werden. Dann bekommt sie einen Leib aus vielen Gliedern, der wieder verschwindet, wenn der Auftrag erfüllt ist. Immer wieder neu wird sie durch ihr Tun augenscheinlich. Kirche offenbart sich im Einsatz für andere durch den Heiligen Geist, indem sich Menschen begeistern lassen. Damit geben sie Gott Hand und Fuß, Mund und Ohr.
Macht steht damit immer im Dienste, andere zu ermächtigen sie selbst zu werden. Damit wächst das Reich Gottes, in uns, mit uns, durch uns und für uns. Dadurch verwandelt sich die Ausübung von Macht in heilvolles und liebevolles Handeln. Macht wird von der Ich-Bezogenheit erlöst und in Du-Bezogenheit verwandelt.
Kirche ist Ereignis, ein beständiger Aufbruch zu neuen und befreienden Ufern. Dieser Kirche gilt die Verheißung, dass sie nie untergeht. Und jedes Gotteskind, das sich in diesem Sinne in den Dienst nehmen lässt, wird zum Felsen für andere. Hierarchien, Strukturen und Ämter können verschwinden. Kirchengebäude können verkauft werden und Diözesen können pleite gehen. Das hat mit der Kirche nichts zu tun. Auch konfessionelle Grenzen sind nicht vom Heiligen Geist. Die eigentliche Kirche weiß gar nicht, was das sein soll. Sie kennt nur Schwestern und Brüder. In der Liebe sollen wir eins sein, nicht in dogmatischen Diskussionen. Denn wenn wir in der Liebe eins sind, gibt es keine dogmatischen Diskussionen mehr.
Der wiederkommende Gott hätte wohl auch heute nicht viel zu lachen. Schon gar nicht, wenn er die institutionalisierte Kirche herausfordert, neu auf Ihn zu schauen. Vielleicht offenbart sich dieser Gott dieses Mal nicht als Christus, sondern als Christa und lässt uns teilhaben an seiner weiblichen Seite? Das Geschrei wäre groß unter den Macht habenden Männern der Heiligen Hierarchie und nicht nur hier. Es wären wohl wieder diejenigen, die an den Rand gedrückt werden, denen als erstes die Augen aufgehen würden. Möge uns ein Licht aufscheinen, das Licht der Welt, das in Ewigkeit leuchtet und als pfingstliche Kirche mitten unter uns brennt in den Herzen aller Menschen.
Euer Mitpilger Volker Foto: Volker Krieger