Der Aschermittwoch ist der Startschuss für die Fastenzeit. Diese Vorbereitung auf Ostern ist wie ein Trainingslager für den Saisonhöhepunkt. Um die Muskeln der Seele zu kräftigen, macht uns Jesus auf drei Grundübungen aufmerksam.
- Das Gebet
Beten ist vor allem Hören. Jemand will uns etwas sagen und hat uns etwas zu sagen. Damit ist das Hören auf etwas hin geordnet, das wir nicht machen können, sondern empfangen. Wenn Jesus uns empfiehlt alle Zeit zu beten, dann will er diese Beziehung zwischen uns und Gott wach halten und uns daran erinnern, dass wir ihr Raum in unserem Leben geben sollen. Wo uns diese Beziehung stärker im Bewusstsein ist, werden wir aufmerksam für die schlichten Zeichen der Gegenwart Gottes in unserem Alltag. Der betende Mensch lebt aus dieser inneren Haltung des Dialoges. Das gesprochene Wort ist dabei dem Hören nachgeordnet. Allein dieser Hinweis könnte unsere Gesellschaft verwandeln, weil er Räume zur Entfaltung schenkt und nicht belehrt.
- Fasten
Fasten meint zuerst nicht den Verzicht oder irgendeine Einschränkung, sondern die Konzentration auf das Wesentliche, die Bündelung all meiner Kräfte in Richtung auf ein Ziel hin. Unser Ziel ist die Begegnung mit Gott. Darin gehen alle anderen Sehnsüchte auf. Fasten ist demnach eine innere Haltung des Menschen gegenüber seinem Gott. Mein Tun ist davon bestimmt, ob es mich meinem Ziel näher bringt. Fasten wird zum zielgerichteten Handeln und erleichtert so unser Suchen nach erfülltem Leben. Umgekehrt ist unsere Suche nach Gott der Beginn sinnvollen Fastens, weil ich mich nicht mehr jeder Zerstreuung aussetze, sondern versuche, aus der Lebensmitte zu leben.
- Gute Werke
Empfangen und Geben stiftet Beziehung und von diesen Beziehungen leben wir. Wo Empfangen und Geben aus der Bereitschaft kommt am Leben des anderen teilzunehmen, wächst die Achtung vor der Gleichheit aller Menschen und der Würde des Einzelnen. Wir sind aufeinander angewiesen. Deshalb hat Gott niemandem alles und niemandem nichts gegeben. Wir können von jedem Menschen lernen und durch jeden Menschen wachsen. Überlegenheitsgefühle, Konkurrenz und Neid, die die Gemeinschaft zerstören und in die Einsamkeit führen, werden abgebaut. Wer meint, sich alles selbst verdient zu haben, entwürdigt seine Mitmenschen und hebt sich auf den Thron der Eitelkeit. Liebe, Vertrauen, Freundschaft, Vergebung, eine zweite Chance: All das haben wir umsonst empfangen.
Ich habe den Eindruck, dass diese drei Klassiker viel Weisheit in sich tragen und es sich lohnt, sie zu beherzigen. Dann sind wir fit und wach, um erfülltes Leben zu empfangen: Jesus Christus.
Viel Freude wünsche ich Euch im Trainingslager und gute Begegnungen.
Mit frohem Gruß
Euer Mitpilger Volker Foto: Volker Krieger