Es werde neu

Unbeeindruckt von den Sorgen der Menschen erwacht die Schöpfung zu neuem Leben. Die Knospen zeugen von einer prallen Lebenskraft und platzen vor Lebensfreude. Es grünt und blüht um den Menschen herum. Die Vögel besingen den Neuaufbruch der Natur und werben um Partnerschaft und Gemeinschaft. Bienen, Schmetterlinge und Hummeln summen und brummen auf ihrem Flug zu den Blüten und naschen um die Wette. Vor unseren Augen offenbart uns die Schöpfung das Wunder der Wandlung und predigt vom Sieg des Lebens über den Tod.

Nur der Mensch vermag in diesen Chor des Lebens nicht einzustimmen. In seinem sorgenvollen Ringen mit dem Coronavirus ist der Mensch allein. Ausgesperrt vom Leben sind wir eingesperrt in prachtvolle Häuser, die sich als Gefängnis erweisen.

Hat die Schöpfung den Menschen unter Quarantäne gestellt? Nein, das hat sie nicht! Denn die Schöpfung hat das nicht nötig. Sie besteht auch ohne den Menschen weiter und geht ungerührt ihren Weg. Der Mensch steht isoliert vor sich selbst und ist eingeladen, über sich nachzudenken. Die Schöpfung atmet durch und feiert das Leben.

Planbarkeit und Machbarkeit haben Risse bekommen. Die Krönung der Schöpfung hat nicht alles im Griff und hat sich vielleicht zu sehr und zu schnell um sich selbst gedreht. Nun ist dem Menschen etwas schwindlig und er muss neu in die Spur finden. Wenn die Menschheit ihr Ego zurückfährt und den Mitgeschöpfen neuen Raum gewährt, wird die Welt sich verwandeln, weil der Mensch mit sich selbst neu in Beziehung kommt. Das Bewusstsein dafür wird wachsen, dass er ein Teil des Ganzen ist und nur durch Teilen Leben möglich ist. Von diesem Geheimnis allen Lebens erzählt jede einzelne Zelle.

Der Mensch ist lernfähig und wird seine Lehren aus dieser Krise ziehen. Viele Anzeichen hat es schon vor Corona gegeben. Jetzt ist die Zeit reif für einen neuen Kurs im weltweiten Miteinander zwischen der Natur und der Menschheit. Ich glaube, dass sich darüber auch das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, untereinander und zu Gott verändern wird. Das Wir wird wachsen durch heilsame Demut und dankbare Freude, weil wir alle einander so nötig haben.

Mit frohem Gruß

Der Pilger                                                                                                          Foto: Volker Krieger

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